Gaukirche

Gaukirche

Die Gaukirche war zunächst Pfarrkirche des Domes. Sie entstand vermutlich noch vor ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1183 und ist dem Hl. Ulrich geweiht. Ihr Erbauer war Bischof Siegfried (1178-1188). Die St. Ulrichs-Kirche wird gewöhnlich „Gaukirche“ genannt. Das weist auf ihre Funktion hin, dass diese Kirche auch für die Gläubigen vor den Toren der Stadt als Pfarrkirche gilt.


Die romanischen Basilika

Die Gaukirche ist als kreuzförmige Gewölbebasilika mit leicht nach Norden abgeknicktem, quadratischem Altarraum errichtet. Zugleich war sie von 1231 bis 1810 auch Klosterkirche des ehemaligen Gaukirchklosters, zunächst Zisterzienserinnenkloster und ab dem Jahre 1500 Benediktinerinnenkloster. Das Kloster wurde im Zuge der Säkularisation 1810 aufgelöst. 

Bis heute stellt die Gaukirche die klassische Form der romanischen Basilika dar mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen. Das rundbogige romanische Stufenportal ist das frühere Hauptportal. Es liegt heute im Innern der Kirche und wird durch die Barockvorhalle verdeckt. Die Kirche wurde Ende des 17. Jahrhunderts barockisiert. Aus dieser Zeit stammen einige Figuren und auch der Taufstein (1740). Ältere Einrichtungsgegenstände sind das Gabelkreuz in der Kreuzkapelle (um 1370), ein Kreuzrelief (um 1440) oder das gotische Sakramentshaus (nach 1450). Der Kreuzweg, auf Kupferplatten gemalt, stammt von Georg Goldkuhle aus Wiedenbrück und kam Ende des 19. Jahrhunderts in die Kirche. 

Die Renovierung

Mit der Renovierung Ende der 1960er Jahre erhielt die Kirche den großen Basalt-Altar und die Kanzel. Unter dem Hauptaltar steht seit 1969 ein Schrein mit den Reliquien des heiligen Felix. In der am nördlichen Seitenschiff im 14. Jahrhundert angebauten Kreuzkapelle ist seit dem Jahr 1967 täglich die Möglichkeit, vor dem ausgesetzten eucharistischen Brot zu beten. Hierfür schuf der Künstler Egino Weinert 1990 einen Tabernakel mit 54 Emaille-Platten, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen. Von diesem Künstler stammt auch ein Reliquienschrein für die Soldaten der Thebäischen Legion, der unter dem Altar der Kreuzkapelle ausgestellt ist. Auch die Monstranz, die täglich mit der heiligen Hostie die Gegenwart Christi verdeutlicht, ist ein Werk von Egino Weinert (1985).

Die letzte große Renovierung von 2016-18 brachte der Gaukirche weitere Veränderungen. Eine Glastür trennt nunmehr die barocke Vorhalle im Westen vom romanischen Kirchenschiff. Auch am barrierefreien Nordeingang sind Glaselemente, die von Thierry Boissel gestaltet wurden. Sie ermöglichen auch bei Verschluss einen Einblick in Kirche und Kreuzkapelle. Auf die Aufstellung von Bänken wurde einer flexiblen Bestuhlung verzichtet zugunsten. Lediglich in der Kreuzkapelle und in der Vorhalle sind noch barocke Bänke aufgestellt. 

An der Südseite der Kirche

ist die Ursulakapelle. In dieser heute als Beichtraum eingerichteten Kapelle befindet sich neben einem barocken Hochaltar ein aus dem Jahr 1968 stammendes Ursulafenster mit Szenen aus dem Leben der heiligen. Die 1968 in St. Ulrich in Südtirol geschaffene Ulrichsfigur weist auf den Patron der Kirche hin. Ihm zugeordnet ist der Ulrichsschrein, der 1977 vom Paderborner Goldschmied Heribert Cassau geschaffen wurde. 

Den Kirchen- und Altarraum

bestimmt heute ein Triumphkreuz, das von Heinrich-Gerhard Bücker aus Vellern geschaffen wurde. Der Korpus, aus Holz geschnitzt, ist mit Silber belegt und auf Balken aus Mooreiche geheftet. Zu Füßen des Gekreuzigten ist ein Bergkristall angebracht. Die gesamte Darstellung weist auf den wiederkommenden Christus hin, den die Zeit nicht festhalten kann.

(Texte teilweise aus: Die Gaukirche St. Ulrich in Paderborn; Margarete Niggemeyer, Elmar Nübold)