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„Danke, das ist eine berührende Ausstellung!“

Schüler*innen der Heinz-Nixdorf-Gesamtschule Paderborn besuchen die Ausstellung „Glaskörperflocken“. Über Dinge, die wir nicht sehen“ in der Gaukirche. Die Wanderausstellung, die das Thema Alltagsrassismus in den Blick rückt, lädt zu einem kostenfreien Besuch vom 14. – 30.03.2025 in die Gaukirche ein.  

15 Schüler*innen der Heinz-Nixdorf-Gesamtschule stehen mit ihrer Lehrerin Natascha Hefenbrock gespannt vor dem Eingangsportal der Gaukirche. Sie stellen sich als Mitglieder einer besonderen AG an ihrer Schule vor. Unter dem Namen „Dissen: Nein Danke“ sind die Schüler*innen, die die Klassen 8 -10 besuchen, an ihrer Schule aktiv und versuchen mit verschiedenen Aktionen auf unterschiedliche Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung in ihrer Schulgemeinschaft aufmerksam zu machen. Alltagsrassismus ist der Bereich von Diskriminierung, der zur Zeit in ihrem Aktionsfokus steht. So ist der Besuch der Ausstellung genau passend für sie.

Möglich wurde er, weil die beiden Kooperationspartner City Pastoral und Schulpastoral in ihrem Begleitprogramm zur Ausstellung speziell für Schulklassen das Angebot veröffentlicht hatten, mit der beteiligten Künstlerin Maria Aras und dem Kurator der Ausstellung Matthias Zimoch die Kunstwerke zu erkunden.

Glaskörperflocken als Metapher für die Kunstausstellung

Zunächst erläutert Matthias Zimoch den Titel der Ausstellung: Gaskörperflocken sind kleine Gewebeteilchen in unserem Auge, die immer vorhanden, jedoch nur vor einem hellen Hintergrund für uns sichtbar sind. Eine passende Metapher für das Phänomen des Alltagsrassismus und ihrer Präsenz in der Ausstellung: Ausgrenzungen und Diffamierungen von Menschen mit Migrationshintergrund aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aussehens sind in unserer Gesellschaft für viele unsichtbar, jedoch immer präsent, und sie werden durch entsprechende Kunstwerke hier sichtbar gemacht.

Dass diese Ausstellung im Innenraum einer zentralen Stadtkirche in Paderborn gezeigt werden kann, berührt Matthias Zimoch und er bedankt sich beim Mitorganisator aus dem Bereich Citypastoral Dominik Kräling. So wird die Relevanz dieses Themas und die Positionierung der Kirchengemeinde für diskriminierte Menschen sehr eindrücklich sichtbar.

„Ich sehe alles“ – Kunstwerk von Maria Aras

Die Künstlerin Maria Aras nimmt die Jugendlichen dann mit in die Gaukirche und stellt ihnen ihre zwei Beiträge zur Ausstellung vor.

Sehr alltagsnah ist für die Schüler*innen der Beitrag „Ich sehe alles“ – konfrontiert die Künstlerin doch hier eine diskriminierende Erfahrung eines ausländischen Schülers mit dem bekannten Label vieler Schulen: „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Inspiriert wurde das von Maria Aras gemalte Auge durch die Erzählung eines Schülers, der in der Beratungsstelle der Caritas erzählt hat, wie er zu Unrecht eines Diebstahls verdächtigt wurde – der Verdacht fiel ganz offensichtlich wegen seines Migrationshintergrunds auf ihn.

„Mir hätte geholfen, wenn nur ein*e Mitschüler*in im Nachhinein gesagt hätte, dass das nicht in Ordnung ist.“ Mit diesen Worten beschreibt der Schüler seinen Wunsch. Maria Aras setzt das Zitat neben das schwarz-weiß Foto, das das Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zeigt. So erscheint es in einem neuen Licht: nicht als fertiges Label, sondern als stete Mahnung und Aufgabe, genau hier für diskriminierte Mitschüler*innen einzutreten.

Ausstellungsrundgang  – „Und ich?“

In den nächsten 30 Minuten haben die jungen Besucher*innen nun Zeit, sich die Ausstellung in Ruhe persönlich anzuschauen. Alle bewegen sich nun durch den Kirchenraum, betrachten allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen die Kunstwerke, lesen aufmerksam die angehefteten Erzählungen, die die Künstler inspiriert haben.

Die letzte Station der Schau ist ein Spiegel, der die Betrachtenden mit der Frage konfrontiert: Und ich? Ein kurzer Text zeigt, wie wir Alltagsrassismus begegnen können: zunächst einmal bewusst solche Diskriminierungen wahrnehmen, nicht wegschauen. Und sich dann mit dem Betroffenen durch Worte oder Handlungen zu solidarisieren.

Zu beidem – zum Hinschauen und zum solidarischen Handeln – will die Ausstellung ermutigen.

„Danke, das ist eine berührende Ausstellung!“ mit diesen Worten eines Schülers und viel Applaus gibt die Gruppe zusammen mit ihrer Lehrerin ein positives Feedback zu diesem besonderen Ausstellungsbesuch.

Verfasst von Dr. Heike Bee-Schroedter, Referentin Abteilung Schulpastoral
Bildnachweis: Heike Bee-Schroedter, privat